3D-Druck und Industrie 4.0 für Kleinunternehmen

May 02, 2015

Chris Anderson beschreibt in “Makers: Das Internet der Dinge: die nächste industrielle Revolution” wie industrielle Fertigungsprozesse mit CAD, dem 3D-Druck und/oder durch Outsourcing auch von Kleinunternehmern durchgeführt werden können.

Die Dezentralisierung, d.h. eine möglichst große Verteilung der Produktionsmittel - im Gegensatz zu einer Zentralisierung im Sozialismus - wurde von vielen schon als Garant der Freiheit und Wohlstand gesehen. Das Buch ist von 2012 und der Autor beschreibt die Situation sehr enthusiastisch, allerdings auch ein wenig zu unkritisch.

  1. Er geht nicht genügend auf die industrielle Verwendung der 3D-Drucker ein. Er schreibt “Es gibt keine Stückkostendegration”. Das mag im Kleinen stimmen, aber nicht, wenn 3D-Druck industriell 24/7 eingesetzt wird. Wir wird Plastik nachgefüllt? Wenn das Modell geändert wird, muss der Computer den optimalen Guss berechnen, d.h. die Pfade für den 3D-Drucker. Das kostet Zeit. Hier schreibt er “Dem Computer ist es egal, wie viele Berechnungen er durchführen muss”. Ja, aber bei den Stromkosten macht das einen Unterschied. Das könnte insbesondere später bei komplexeren Modell schon entscheidend sein (vor allem wenn die Strompreise weiter steigen).
  2. Er berücksichtigt meiner Meinung nach das “Wissen” nicht, das ein 3D-Modellierer und -Entrepeneur haben muss und die Infrastruktur um den 3D-Betrieb herum. In Baden-Württemberg mit viel Industrie wird es mehr Aufträge geben, als z. B. in Ostfriesland mit wenig Industrie. So global wie der Autor die Wirtschaft beschreibt, ist sie meiner Meinung nach nicht.
  3. Der Autor geht auch nicht auf die Gefahren auf Regulierung durch den Staat ein (bei uns auch die EU). Solange der 3D-Druck nur ein Hobby für wenige ist, tut er der etablierten Industrie nicht weh. Wenn sich das ändert, besteht die Gefahr, dass die etablierten Groß-Unternehmen versuchen, die Konkurrenz zu verhindern. Dann werden die Firmen beim Staat versuchen, kostenintensive Regulierungen durchzusetzen, die sich nur Großbetriebe leisten können.
  4. Auch werden die rechtlichen Aspekte, wie Gewährleistung, Umtausch, Reklamationen, Kundenanfragen, etc. nicht behandelt. Der Autor ist US-Amerikaner, geht aber auch auf die Situation in den USA nicht ein.
  5. Das Thema hat mit dem “Internet der Dinge” eigentlich nur am Rande zu tun. Das hat der Übersetzer da in den Buchtitel hineingebaut, denn das ist im englischen Original nicht vorhanden.
  6. Das vorgeschlagene Geschäftsmodell von “3D Robotics” lässt sich leider nicht auf alle Unternehmen verallgemeinern. Das Unternehmen profitiert davon, dass Enthusiasten umsonst als Hobby an den Drohnen arbeiten, die Software verbessern usw. Diese Menschen arbeiten ja noch bei anderen Firmen und beziehen ihr Gehalt aus der “alten” Wirtschaft.

Das Buch ist aber als Einstieg sicherlich lesenswert.

  • Chris Anderson
  • Makers: Das Internet der Dinge: die nächste industrielle Revolution
  • Hanser
  • 2013

Siehe auch die Renzension bei Amazon.